In der Arbeit an Objet diaphane war ich zunächst von der Überlegung geleitet, eine geschlossene Form in solistischer Orchesterbesetzung zu schaffen, dabei jedoch zwei Prinzipien kammersinfonischen Denkens außer Kraft zu setzen: die Aufstellung von dualen Gegensätzen und die Entwicklung eines synthetischen Verfahrens im Verlauf. Stattdessen war es der Gedanke der Diaphanie, des Durchscheinens, der mich beschäftigte und den ich darin erproben wollte, Zusammenhang in einem gerichteten Verlauf zu stiften, andererseits jedoch auch den Augenblick zu erschließen, über den hinaus sich Klang dem formalen Prozess konstruktiv zuführt. Es war dieser „Zustand“ von Kammersinfonie, der mich interessierte, nicht die Gattung. Die Verschmelzung der Form, bei der der Vorgang des Verschmelzens und das bereits Verschmolzene einander durchscheinen.
Charlotte Seither