Merging strain entstand als Auftragswerk eines größeren Zyklus, in dem je eine Violoncello-Solo-Suite von Bach einem neueren Werk gegenüber gestellt werden sollte. Ich entschied mich, den zitathaften Bezug zu Bach vollständig zu vermeiden und stattdessen mit langen, geraden Linien zu arbeiten, die sich gelegentlich mehrstimmig oder in verschiedene Klangfarbenvarianten aufspalten. Es waren die Möglichkeiten der Bogenführung, die mich interessierten, die langsam erzwungene oder aber wirsch herbeigeführte Modifikation des Klanges, die die Möglichkeiten der spielerischen Virtuosität neu beleuchten sollten. Das Stück beschäftigt sich mit dem Schweben und Gleiten der Bogenhand, die hier, ähnlich wie in der Alten Musik, den Prozess der Entstehung des Tones bereits im Ansatz hörbar macht und auch seinen Verlauf stets biegsam ausformt.
Charlotte Seither