Charlotte Seither - Composer

Werke

MONAD’S FACE

Die Idee, Musik als Abbild einer Ordnung der Welt zu begreifen, existiert, seit Klingendes durch philosophische und musiktheoretische Reflexion begleitet wird. Ein übergeordnetes System hat Charlotte Seither nicht im Blick, sie bezieht sich auf jenen kleinsten Baustein in der Leibnizschen Philosophie, die Monade. Da im Verständnis des Philosophen die Monade das elementare geistige Lebensprinzip bezeichnet, paraphrasiert der Titel das Problem der Inkarnation eines Gegenstands, der im Grunde gestaltlos und nicht darstellbar ist. Die Fragestellung, wie sich etwas in Musik konkretisierten konnte, das eigentlich nicht fassbar ist, bezeichnet das Programm der Komposition. Das mit drei „Instrumenten“ attacca einsetzende Stück exponiert zu Beginn das Spannungsfeld zwischen Geräusch und reinem Ton in komprimierter Form. Doch entscheidend ist, dass in diesem Netzwerk der Geräusche immer wieder reine Töne erscheinen, die blitzartig, aber auch zart und lang erklingen. Diese hervortretenden Töne werden weitergegeben oder überlagern sich zu harmonisch wahrnehmbaren Akkorden. Doch diese Prozesse des Auftauchens sind flüchtig und verschwinden immer wieder hinter der Folie des Geräuschs, bevor das langsam in Wellen auslaufende Stück sich endgültig beruhigt. Die Textebene der Singstimme ist erfunden und semantisch nicht weiter besetzt, obwohl klangliche Assoziationen an das Italienische durchaus mit eingeschlossen sind.

Axel Bauni

 

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